Royal Slush

Prinzessins Royal Slush

Die Fensterflügel standen offen, doch kein Windhauch regte sich. Die Sonne brannte auf das Pflaster des Innenhofs, und irgendwo weit unten schlug ein Huf auf Stein. Die Prinzessin saß am Fenstersims. Ihre Stirn lag in der Handfläche. Sie sagte nichts.

[Lesezeit: ca. 3 Minuten]


„Er ist weg“, flüsterte ihr Masterblender, sein Blick ging getrübt in Richtung Boden.
Seine Stimme war rau vom Lauf durch die Flure. „Alles. Jedes Fass. Der gesamte Hochzeitstrunk.“

Sie hob den Kopf. Sah ihm ins Gesicht. Kein Zweifel in seinen Augen. Kein Raum für Hoffnung. „Wann?“, fragte sie.

„Auf der Überfahrt zum Palast kam es zu einer Seeschlacht mit Captain Narrowbelt und seiner Bruderschaft der PNX.“

Die Prinzessin stand auf. Ihre Hände zitterten nicht. Nur der Blick blieb leer, wie durch Glas. „Und meine Hochzeit?“

Der Masterblender schwieg.

Royal Slush

Später, im Schatten des Palast-Hains, lehnte sie an einer steinernen Säule. Über ihr das Summen von Insekten. Neben ihr: Tomas, ihr Vertrauter seit Kindertagen, Hofpoet, manchmal Spötter, aber der Einzige, der es wagte, sie anzusehen, wenn sie schwieg.

„Willst du wissen, was ich denke?“, fragte er schließlich.

Sie sah nicht zu ihm. „Nein. Sag’s trotzdem.“

„Es war nur ein Rum.“

„Es war nur ein Rum? Es war mein Rum. Ein royaler Rum!“

„Dann lass ihn neu machen.“ Sie sah ihn an. Langsam. Wie jemand, der vergessen hatte, dass es noch andere Menschen gibt.

„Ich soll neuen Rum brennen lassen, zwei Wochen vor der Hochzeit?“ Tomas schüttelte den Kopf.

Dann grinste er. „Nicht brennen. Kühlen.“

Sie standen in der alten Vorratskammer unter dem Südflügel. Zwischen Kisten, Krügen, alten Marmeladengläsern. Tomas wühlte in einer staubigen Kiste, dann zog er sie hervor – eine massive Maschine aus Kupfer und Stahl, mit einem drehbaren Hebel an der Seite.

„Was in aller Welt ist das?“, fragte die Prinzessin.

„Eine Eis-Schleuder. Oder so ähnlich. Habe ich letztes Jahr auf meiner Reise in die östlichen Länder gegen Seide getauscht, um meine Sommerverse einzufrieren. Hat nicht funktioniert. Aber wenn man den Rum kühlt, ihn mit Fruchtsaft mischt, und dann—“ Er drehte am Hebel, das Gerät ratterte leise.

„Eis-Rum zu meiner Hochzeit?“

„Slush“, sagte Tomas. „Gekühlt. Fruchtig. Süß. Himbeersaft, der gute. Dazu das, was Dein Rum-Gewölbe an edlem Tropfen bereit hält.“

„Du spinnst.“

„Sicher. Aber was wäre schlimmer: Gäste, die um verschollene Fässer trauern – oder Gäste, die mit roten Zungen im Takt der Musik lachen?“

Die Hochzeit kam. Es war heiß. Die Art von Hitze, bei der selbst die Schatten schwitzen. Die Musiker saßen mit offenen Hemden. Der Hofkoch fluchte. Und dann, in der Mitte des Platzes, stand sie: die Maschine. Kupfer glänzte in der Sonne. Die erste Portion floss – tiefrot, dickflüssig, eisig. Die Prinzessin selbst reichte sie dem ersten Gast.

„Was ist das?“, fragte er.

Sie lächelte. „Royal Slush.“

Er trank. Sein Gesicht fror für einen Moment in Überraschung – dann lachte er, laut, befreit.
Ein Glas wurde zu zehn. Dann zu hundert. Frauen tanzten mit roten Lippen beschwingt durch die Gänge. Alte Männer klopften sich auf den Bauch.

Spät in der Nacht saß Tomas neben der Prinzessin auf der alten Balustrade, die über den Hof blickte. „Der Rum ist immer noch weg“, sagte sie leise.

„Ja“, sagte Tomas. „Aber niemand vermisst ihn.

“ Sie sah auf ihre Gäste. Ihre Familie. Den flackernden Kupferglanz der Maschine.
„Es war ein guter Tausch.“

Er hob sein Glas. „Auf die beste Idee, die ich je hatte.“

Sie prostete ihm zu. „Und auf deine zweitbeste“, sagte sie. „Mich.“